Häufig ist der MotionComposer Teil eines Handlungskonzeptes, das Pädagog:innen erarbeiten, um inklusive Angebote zu gestalten. In der sogenannten „Unterstützten Kommunikation“ verwenden heilpädagogische Einrichtungen den MotionComposer als Vermittler für intuitiven Ausdruck. Im Fokus stehen:
Dabei gibt es für den MotionComposer vielseitige Einsatzmöglichkeiten: Als Gruppenaktivität oder zur Einzelförderung, im Unterricht, im Rhythmikraum, in der Turnhalle, als musikalisches Ganztagsangebot oder im Rahmen einer Theaterinszenierung in der Projektwoche.
Unsere Nutzer:innen entwickeln selbst ständig neue Einsatzkonzepte und -szenarien. Lies hier das Handlungskonzept der Friedrich-von Schiller-Förderschule Wolfsburg.
Praktisch & kreativ: die Förderschule Schloss Schönefeld nutzt den Koffer des MotionComposers als Material-Koffer mit Tiermasken, Tüchern, Figuren, Seifenblasen, und weiteren tollen Materialien zum kreativen MotionComposen.
Seit wann nutzt ihr den MotionComposer und wie habt ihr davon erfahren?
Der MotionComposer ist seit Anfang 2022 an unserer Schule. Ich habe ihn bei einer Weiterbildung an der Schule Am Burkersdorfer Weg in Dresden kennengelernt. Zunächst war ich eher skeptisch. Aber ich war schnell davon überzeugt, dass der MotionComposer eine neue Art bietet, Musik zu spüren und in Bewegung zu kommen.
Wie nutzt ihr den MotionComposer?
Wir verwenden den MotionComposer mindestens einmal in der Woche im Rahmen des Ganztagsangebots. Aber auch in Vertretungsstunden, während der Ferienbetreuung kommt der MotionComposer zum Einsatz. Darüber hinaus nutzen wir ihn bei Veranstaltungen wie dem Tag der offenen Tür oder anderen Festivitäten wie Sommerfesttagen oder beim Weihnachtsmarkt, wenn sich die Schule öffentlich präsentiert.
Was sind praktische Anwendungsbeispiele? Welche Wirkung erzielt ihr damit bei euren Schüler:innen?
Ich beginne jede Sitzung mit einer Einstimmung, die ganz ruhig mit der Harfe oder dem Glockenspiel in Tonality beginnt. Ein Schüler spielt und stimmt alle ein, das ist bei uns schon zu einem Ritual geworden. Außerdem singen wir alle gemeinsam ein Lied, in dem wir alle Bewegungen, die wir mit dem MotionComposer machen, wiederholen.
Außerdem spielen wir gerne „Tiere raten" in Fields, dabei spiele ich verschiedene Tiere mit dem MotionComposer an und die Kinder haben die Aufgabe, das Tier mit Hilfe der UK-Karten zu erraten.
Wir arbeiten auch viel mit Your Music. Das trägt zur Freude der Kinder bei, nicht nur beim Stoptanz, sondern auch wenn wir ihre Lieblingslieder abspielen und uns frei dazu bewegen.
Was war dein schönster Motion-Composer-Moment bisher?
Einer der beeindruckendsten Momente war während eines monatlichen Treffens, bei dem die Geburtstagskinder geehrt wurden. Hier wurde der MotionComposer genutzt, um das Geburtstaglied in Fields mit dem Katzensound zu begleiten. Alle Anwesenden sangen mit, und der MotionComposer trug dazu bei, dass sehr viele Menschen sich aktiv beteiligten.
Ein weiteres besonderes Erlebnis war der Abschluss des Schuljahres im Juli 2022. Auf einem Teppich spielten die Schüler:innen abwechselnd Pachelbel im Zonen-Modus, wobei die Schüler:innen abwechselnd in und aus der Zone gingen. Besonders beeindruckend war eine Schülerin mit Rett-Syndrom. Sie beendete das Lied, indem sie gezielt aufhörte zu klopfen und so den Schlussakkord hervorrief. Darauf folgte riesiger Beifall. Das zeigte mir, wie selbstwirksam die Schüler:innen Musik machen können, ohne notwendigen therapeutischen Hintergrund, einfach aus Spaß an der Sache.
Häufig erinnere ich mich daran, wie ein Schüler, der sonst wenig Motivation zur Bewegung zeigte, durch die Einführung von zwei Zonen von einem anderen Schüler ermutigt wurde, mitzumachen. Diese emotionale Reaktion war für ihn untypisch, doch er zeigte deutlich seine Gefühle und äußerte den Wunsch, den MotionComposer selbst auszuprobieren.
Wie habt ihr den MotionComposer finanziert? Hattet ihr Unterstützung?
Die Finanzierung des MotionComposers erfolgte über das Epilepsiezentrum, es gab glücklicherweise keine Hindernisse bei der Beschaffung.
Von September - November 2023 führten Josepha Dietz und Robert Wechsler das Praxisseminar "Musikalisches Gestalten mit dem MotionComposer" im Modul "Ästhetische Praxis" des Studiengangs "Soziale Arbeit" an der Berufsakademie Breitenbrunn durch.
Das Seminar mit insgesamt 50 Einheiten beinhaltete unter anderem:
Im Anschluss an die Exkursion zum Terra Nova Campus erhielten wir dieses tolle Feedback von Dr. Jürgen Kästner, Lehrkraft für besondere Aufgaben für Medien, Kommunikation und ästhetische Praxis, BA Breitenbrunn:
„Es war sehr schön zu sehen, was mit dem MotionComposer alles möglich ist. Man hat gemerkt, die Studierenden hatten richtig Spaß. Es war eine wunderbare Interaktion zwischen den Anleitenden und den Kindern der Einrichtung.“
Der MotionComposer kann Menschen zu einem körperlichen, emotionalen und künstlerischen Ausdruck befähigen. Das Erlebnis, die eigenen Gesten in Musik zu übersetzen und in die verschiedenen Klangwelten des MotionComposers einzutauchen ist intensiv und macht so viel Freude, dass Bewegung keine Frage der Motivation oder von Anstrengung mehr ist. So lassen sich die Körper- und Selbstwahrnehmung fördern und die Koordinationsfähigkeit verbessern.
Musik und Tanz als nonverbale Medien schaffen eine Möglichkeit zur Kommunikation und Interaktion und eröffnen einen hörbaren und erlebbaren Zugang zu den eigenen Gefühlen und Emotionen. Der MotionComposer ist eine ideale assistive Technologie für Unterstützte Kommunikation, Musiktherapie, Schmerztherapie, Bewegungsförderung, Tanztherapie und viele weitere therapeutische Anwendungen.
Der MotionComposer kann zum Beispiel eingesetzt werden bei:
Seit wann nutzt ihr den MotionComposer?
Das Vorgängermodell MotionComposer 2 wurde 2016/2017 von der Abteilungsleitung der Tagesförderstätten (TFS) in den Rotenburger Werken angeschafft. Ich arbeite seit dem Frühjahr 2018 mit dem Gerät. Im Februar 2019 haben die Rotenburger Werke den Prototyp des MotionComposer 3 erhalten und sind seitdem im Entwicklungs- und Verbesserungsprozess des Gerätes involviert.
Wie nutzt ihr den MotionComposer?
Der MotionComposer wird in den Rotenburger Werken als fester Bestandteil des Angebots vom Fachdienst in fast allen Häusern der Tagesförderstätten eingesetzt. Einmal pro Woche gibt es einen festen Termin im festgelegten Ablauf mit abwechselnden Einsatzorten. Hier kommt eine Gruppe von bis zu 8 Teilnehmer:innen zusammen, die jeweils einzeln verschiedene Musikumgebungen nutzen, um ihre Ausdrucksmöglichkeiten und Bewegungsumfänge erweitern zu können oder in Zweierkonstellation versuchen, zu kommunizieren – und Spaß zu haben.
Was sind praktische Anwendungsbeispiele? Welche Wirkung erzielst du damit bei deinen Nutzer:innen?
Eine Nutzerin hat schon vor Jahren mit dem MotionComposer 2 sehr konzentriert eine Ballett-Tänzerin mit dem Klavier aus der Musikumgebung Tonality gespielt. Dies macht sie auch weiterhin am neuen Gerät sehr gern und mit einer für sie enormen Ausdauer. Was auch sehr schön ist, dass sie dabei nicht spricht, was sie sonst sehr intensiv macht. Sie freut sich schon immer sehr darauf.
Ein Nutzer kommt schon sehr gut gelaunt zum Angebot mit dem MotionComposer, da er dabei seine Arme und Beine intensiv bewegt, was er sonst nicht so gern macht. Er strahlt dabei die ganze Zeit.
Ein anderer Nutzer mit einer starken Einschränkung seiner Sehfähigkeit hatte bei der Musikumgebung Fields und der Klangwelt „Strand“ sehr schnell durchschaut, dass sich bei geöffneten Armen die Delfine bemerkbar machen, in der Hocke dann die Wale da sind und im Stand bei Arme hoch die Seehunde zu hören sind. Dies bewältigt er trotz eingeschränkter Mobilität sehr gut.
Was war dein bisher schönster Motion-Composer-Moment?
Ein Nutzer hat schon immer sehr gern dirigiert. Und auf einmal bekommt er mit, dass „das Orchester“ wirklich nach seiner Vorgabe musiziert. Besonders, wenn der Chor bei den Armen hoch mit einsteigt. Das ist wirklich toll, dies erleben zu dürfen.
Wie habt ihr den MotionComposer finanziert? Hattet ihr Unterstützung?
Das Modell 2 haben wir von den Rotenburger Werken selbst finanziert. Das neue Modell MC3 wurde mit Hilfe eines Spendenaufrufes zur Weihnachtszeit und einer Stiftung außerhalb der Einrichtung finanziert.
Seit wann nutzt ihr den MotionComposer?
Wir haben den MotionComposer nun fast genau ein Jahr – seit 10/2022.
Wie nutzt ihr den MotionComposer?
Wir benutzen den MotionComposer meist mit einzelnen Kindern, teilweise auch zu Zweit (z.B. mit Geschwisterkindern oder Freunden). Ein oder beide Elternteile oder Bezugspersonen sind natürlich immer dabei. Wir sind von unserer Seite immer zu Zweit, so dass ein Behandler mit dem Kind/der Familie interagieren kann und der zweite Behandler den MotionComposer bzw. das Tablet bedienen kann.
Was sind praktische Anwendungsbeispiele? Welche Wirkung erzielst du damit bei deinen Nutzer:innen?
Uns geht es vor allem um die Erfahrung von Selbstwirksamkeit bei unseren (kleinen) Patient:innen. Wir betreuen im SPZ Kinder und Jugendliche ab Geburt bis 18 Jahre. Bei den Kindern bestehen Entwicklungsverzögerungen oder -störungen, genetische Syndrome, körperliche und/oder geistige Behinderungen, neurologische Erkrankungen etc. Viele Patient:innen sind sehr eingeschränkt in ihren Möglichkeiten und wir möchten Teilhabe ermöglichen
Was war dein bisher schönster Motion-Composer-Moment?
Wir hatten schon viele schöne Momente und Erlebnisse mit den Kindern und ihren Familien. Wir sind immer wieder fasziniert, wie schnell die Kinder verstehen, wie das Gerät funktioniert, wie sie sich ausprobieren und auch (nonverbal) ihren Willen deutlich machen können und mitteilen, was sie mögen und was vielleicht auch nicht.
Wie habt ihr den MotionComposer finanziert? Hattet ihr Unterstützung?
Der MotionComposer ist komplett über Spenden (durch die Olgälestiftung am Klinikum Stuttgart) finanziert worden, wofür wir sehr dankbar sind!
Vielleicht hast Du bereits konkrete Pläne, die du mit dem MotionComposer umsetzen möchtest oder suchst nach Ideen, wie du den MotionComposer in deinen Projekten einsetzen kannst.
Ob inklusive Tanzperformance, Bandprojekt oder Bühnenshow, Tag der offenen Tür, Projekttag oder Praxisseminar. Wir unterstützen dich bei der Gestaltung und Umsetzung deiner Ideen.
"Für mich war dieses Rechercheprojekt eine Möglichkeit eine neue Technik aus dem Bereich der Therapie als künstlerisches Mittel zu entdecken. Es hat mir gezeigt, dass die Grenzen zwischen therapeutischer und künstlerischer Anwendung fließend sind. Die größte Herausforderung ist den Zuschauern zu zeigen, dass die Bewegung die Klänge auslösen und sie nicht von außen eingespielt werden. Folgende Möglichkeiten habe ich entdeckt: Die Technik vorher vorzustellen oder ein interaktives Theater, wo die Zuschauer selbst das Gerät kurz testen können. Mir ist jetzt klar, dass Figuren durchaus dieses Medium nutzen können. Meine Recherchen zeigten mir, dass Digitales und Analoges sich gut verbinden können."
Weitere Informationen zum Projekt: //www.fex-theater.de/aktuelles/motion-composer/
Der Handiclapped - Kultur Barrierefrei e.V. organisierte bereits zum 4. Mal den Fachkongress Live-Musik & Inklusion in Berlin. Der Kongress stellt sich Fragen wie Wie können Menschen Teil der Musikwelt werden? Wie können Musiker:innen mit Behinderung und inklusive Bands noch tiefer in die Materie einsteigen? und versammelt Solo-Musiker:innen, Bands und Akteur:innen aus der Musikwelt aus ganz Deutschland.
Musik zu erleben, Musik zu schaffen ist immer an eine körperliche Erfahrung gebunden. Um Töne zu erzeugen, muss der Körper zum Einsatz kommen. Wiederum hat das Hören von Musik einen großen Effekt auf das körperliche Empfinden. Alles bedingt sich gegenseitig.
Doch Musik zu machen und seine Emotionen darin auszudrücken, muss nicht starr an Notenblätter und Instrument, so wie wir es kennen, gebunden sein. Der ganze Körper kann auch als Instrument fungieren. [Handiclapped e.V.]
Im MotionComposer Workshop zeigten Josepha Dietz und Marcello Lussana den Teilnehmenden wie sie - ganz ohne Instrumentalausbildung - nur mit tanzenden Bewegungen im Raum, Musik produzieren können. Nach Gruppenübungen zur Wahrnehmung des eigenen Körpers und des Raumes, erlebten wir in den Einzelsessions ganz individuelle Präsentationen – mit Schlagzeug, klassischen Instrumenten und Techno-Musik. Es zeigte sich, dass jede:r seine eigene Zeit brauchte, um gezielt und kreativ mit den verschiedenen Möglichkeiten von interaktiver Musik zu spielen.
Zum Abschluss studierten die Workshop-Teilnehmenden zwei kleine Soli und eine Gruppenpräsentation für ihren Auftritt auf der Bühne ein. Dabei legten wir besonderen Wert darauf, dass ein im Rollstuhl sitzender Teilnehmer mit einem eingeschränkten Bewegungsfeld, eine Rolle erhielt, bei der seine Fähigkeiten zur Geltung kommen.
Der Applaus tat uns gut. Insbesondere für die Präsentation von Jakob, dem Teilnehmer im Rollstuhl, bekamen wir viel positives Feedback. Dies zeigte einmal mehr, dass es sich lohnt auch für Menschen, die oft weniger im Fokus stehen, nach individuellen Präsentationsformen zu suchen. Auch Menschen mit starken körperlichen und kognitiven Einschränkungen können mit ihrer Performance einen donnernden Applaus und viel Zustimmung ernten.
Herzlichen Dank an das Team von Handiclapped e.V., dass ihr den Rahmen für diesen Moment geschaffen habt! Es sollte noch viele solcher Anlässe geben.